INTERVIEW MIT SABINE UND DARIO SCHWÖRER IN BALI Aktuell: Bali Ihr seid am 22. September in Bali angekommen. Wie habt Ihr die Ankunft erlebt? Dario: Da ist es chli speziell gewesen. Wir sind chli nervös gewesen. Weil wir Australien so chli in einer Hurry verlassen haben. Weil wir sind eigentlich das letzte Schiff gewesen, das Darwin vor der Zyklonen-Saison verlassen haben. Und wir haben dort bleiben müssen, um die Tests machen müssen. Wegen der Nieren unseres Jüngsten Noe. Und so sind wir im letzten Zwick gegangen. Sabine hat nie Zeit gehabt, sich nach der Geburt zu erholen. Wir haben dann gehen müssen. Weil es sonst zu gefährlich worden wäre? Ja. Wir haben uns gesagt: wir wollen lieber noch chli guten Wind und wenig Seegang, als dann in einen Zyklon hineinzukommen. Wir wollen immer optimieren. Wir haben gesagt: das ist für uns besser, wenn wir da jetzt auch ziemlich schnell nach der Geburt und nach den Tests gehen, dass wir auch gute Verhältnisse haben. Und das ist eine wichtige Message für uns: dass wir eben versuchen, immer bei den besten Bedingungen zu gehen. Und so auch die Natur respektieren. Von dort her gesehen können wir es auch verantworten, das mit den Kindern zu machen. Und durch das geht die ganze Expedition auch länger. Wenn du mit dem Rhythmus der Natur gehen musst. Wir haben das Glück. Wir hatten auf den ersten 400 bis 500 Seemeilen relativ wenig Wind. Und wir hatten das Glück, dass wir zwischen Australien und Indonesien auf einem Riff fünf Tage sein konnten. Eigentlich gehört es den Indonesiern, aber die Australier beanspruchen jetzt das Riff. Weil das ist wichtig für ihre Fischereirechte und für ihre Gasvorkommen und Ölvorkommen. Und das Customboot, das dort sozusagen die australische Präsenz markiert. Dort ist es u-langweilig. Die sind immer zu uns herübergekommen, um zu erzählen und so weiter. U-liebe Leute. Die haben uns dann auch Freundschaften gegeben. Und von dort sind wir dann weiter. Und dann ist es chli stürmischer geworden gegen Bali zu, weil wir schon relativ spät waren. Wir haben auch Gegenwind bekommen. Wir sind chli müde angekommen – durch die Geburt und dann die letzte Etappe. Wie lange habt Ihr gehabt? Zwei Wochen. Weil wir am Anfang sehr wenig Wind gehabt haben. Wenn man ankommt: wie ist das? Und dann sind wir angekommen mit einem Gefühl, dass wir in ein Land kommen – Indonesien – das sehr korrupt ist. Wir haben von vielen Seglern und Australiern gehört – ja, Indonesien ist dann ganz schlimm. Mit den Segelbewilligungen, die es braucht. Die legen dir das Schiff an die Kette. Und dann musst du da uh-viel zahlen, dass du überhaupt wieder weg kommst. Und wir sind mit dem Gefühl eigentlich an Land gepadelt – dort, wo du heute morgen gesehen hast. Und der erste Kontakt war mit einer Familie. Und die sagen: wollt ihr mit uns in den Tempel kommen? Also. Die Familie hat uns grad zu sich nach Hause eingeladen ins Haus. Und hat gesagt: wir brauchen da spezielle Kleider. Die haben uns eingekleidet und zu essen gegeben. Und das ist eigentlich unser Willkommen gewesen da. Wie war das? Und von dort her gesehen ist das für uns eine sehr schöne Erfahrung gewesen. Und überhaupt nicht das, was man uns gesagt hat und was wir erwartet haben. Wir waren sehr positiv überrascht. Es war auch ganz verrückt – speziell für mich – von Australien, die der Schweizer Kultur näher steht, segelt man da übers Meer und ist dann in einer völlig anderen Welt. Also. Das Verrückte war, als wir ankamen, hat das Dorf auf der Halbinsel ist die Maske kaputt gegangen im Tempel. Das passiert etwa alle zehn Jahre. Und wenn sie eine neue Maske brauchen, dann gibt es alle zehn Jahre ein Riesenfest, das über eine Woche dauert. Und jetzt ist Musik der ganze Tag durch. Und wir sind grad angekommen, als das gestartet ist. Und dann habe ich in Samoa, das sehr stark betroffen gewesen ist, habe ich auch einen Generalkonsul der Schweiz – Marco Kappenberger – kennengelernt. Der ist im Rotary dort. Und der hat mir den Kontakt gemailt, als er gesehen hat, dass wir nach Bali segeln. Von der Mimi. Die ist auch Rotarierin. Und ich habe dann der angerufen. Das ist immer gut, wenn du jemanden hast, der dir sagen kann, wie man es jetzt am besten organisiert mit den Schulen. Also wenn Ihr ankommt, schaut Ihr Leute kennenzulernen, die Euch verankern? Genau. Also wir hatten einen Kontakt von dem Kastenbolt. Das ist ein Zöllner. Der war freiwillig da in Bali und hat an einer Schule Englisch unterrichtet. Das ist ein balinesischer Prinz, der Charity den balinesischen Kindern Englisch beizubringen versucht. Damit sie eine bessere Chance haben. Und er ist als Freiwilliger dagewesen. Und so haben wir den Kontakt zu dem balinesischen Prinz gehabt. Wo wir dem angerufen haben und wo wir fragten, ob wir mal in seine Schule gehen könnten. Und da sind wir schon gewesen. In Lovina – im Norden von Bali. Und eben die Mimi. Sie hat mich dann grad am nächsten Tag so in ein Rotary-Club-Meeting mitgenommen. Und das ist natürlich genial gewesen. Und da hatten wir dann jenste Kontakte zu Schulen. Und – was ganz genial war – ein Hotelier hat uns in sein Hotel eingeladen für zwei Nächte. Damit Sabine nach all dem mal relaxen kann. Das war ein Fünfsternehotel. Ich konnte nicht sehr viel geniessen. Weil ich habe dann vor allem das Internet genutzt. Ich habe Freinacht gemacht und den Jahresbericht geschrieben. Für dich war es gut, mal chli Luxus da? Sabine: Vielleicht zu deiner Frage. Als wir in Australien gewesen sind, war es für mich eine Riesenverantwortung, um überhaupt zu gehen mit einem drei Wochen alten Baby. Er nimmt pro Tag 100 Gramm fast zu. Und wenn er nichts zu trinken bekommt, dann verliert er extrem viel Gewicht. Und die Verantwortung, die war schon nicht einfach so, dass ich mich. Das hat schon recht auf mir gelastet. Weil das Problem ist – wenn es mir schlecht wird – dann kann ich nichts mehr trinken und er hat keine Milch. Also es ist. Dann sind wir wirklich in einem Dilemma drin. Und wenn du so aus der Angst oder so Ungewissheit gehst, weil du weißt: es ist wirklich besser, wenn du gehst. Auch wenn du jetzt halt noch nicht erholt bist oder was auch immer. Und wenn du dann ankommst, das ist der schönste Moment. Da kannst du nur noch heulen. Das ist so schön. Weil du weißt, du bist an einem Ort, wo du wenigsten essen kannst. Und du kannst deine Kinder versorgen. Und es sind ja Leute da, wo da leben. Also es ist ja nicht. Ich weiss: ich habe nicht Angst zum Segeln. Aber grad so mit einem drei Wochen alten Kind ist es eine Verantwortung. Und mit Kindern. Und wenn du dann ankommst. Als wir dann dort eingefahren sind, da fährt dir unheimlich eine Last von den Schultern. Weil du weißt: ich könnte im schlimmsten Fall etwas organisieren. Und ich weiss: der Dario. Wenn er Hilfe braucht, holt er sie wirklich. Er findet sie immer. Und das ist einfach unheimlich erleichternd. Dario: Vielleicht muss man hinzufügen, dass die Schwierigkeit nicht nur in Darwin war, als wir abgefahren sind. Sondern es hat schon angefangen in Cairns. Wo wir eben. Das war ein Riesenstress für uns zu entscheiden, ob wir in Cairns gebären sollen oder in Darwin. Aufgrund dieser Niere. Du musst dir vorstellen. Wir haben gefunden: wir machen einen Ultraschall. Sind zu einem Doktor zuerst. Und der hat uns etwas verschrieben, dass wir den Ultraschall machen konnten. Nachher haben wir das gemacht. Dann bekommen wir abends ein Telefon, wir müssten um halb sieben wieder aufkreuzen. Es sei etwas nicht gut. Und wir gehen dorthin. Und der sagt, wir müssten zu einem Spezialisten. Und wir sagen: ja, wir müssen noch in eine Schule. Wir hätten noch 450 Schüler. Dann sind sind wir in die Schule, mit der Ungewissheit, was ist jetzt? Dann gehen wir zum Spezialisten am Mittag und der sagt: ja, jetzt habe ich grad einen Fax herausgelassen. Ihr müsst notfallmässig nach Brisbane fliegen. Und wir sagen: ja, wir sagen: wir haben noch zwei Kinder im Schiff. Und das ist wie von der Schweiz nach Madrid. Und dann sagt er uns: die Kinder müssten dort bleiben. Und dann telefonierst du der Krankenkasse. Und die erwischt du nicht. Und dann rufst du der Rega an. Und die sind wieder super gewesen. Die haben uns einfach die Flüge organisiert. Wir mussten schon zahlen. Aber sie haben gesagt, wie und was. Und dann habe ich die Krankenkasse endlich erwischt. Um zu sagen: in der Police steht, dass jemand von der Familie mitfliegen darf. Und dann sagen sie mir: ja, nein, in dem Fall nicht. Dann sind wir nach Brisbane. Jacky hat auf die Kinder aufgepasst im Schiff. Und dann nicht gewusst, ob wir dort unten bleiben mussten. Das war alles vor der Geburt? Dario: Ja-ja. In Brisbane hat der Arzt gesagt, wir müssten nicht bleiben. Wir könnten auch nach Cairns gehen. Es müsse einfach verfolgt werden bis zur Geburt, ob sich das verschlimmere. Wir haben gesagt: schau, unser Problem ist: wenn wir in Cairns bleiben und nach der Geburt braucht es Tests und so weiter. Dann sind wir noch so weit südlich, dass wir es nicht mehr schaffen über den Cyclon-Belt hinein. Für uns wäre es gut, wenn wir nach Darwin segeln könnten. Dann sagte er: das ist up to you. Aber, Ihr müsst wissen, dass es in Australien die Flying Doctors gibt oder. Und das wäre vielleicht eine Möglichkeit. Dass wir uns die Nummern und die Funkfrequenzen aufschreiben im Notfall. Und dann sind wir nach Cairns zurückgekommen und dort haben wir eine Hebamme getroffen, die mich instruiert hat, was ich machen muss, wenn das Kind auf dem Weg nach Darwin zur Welt kommt. Und dann mussten wir innerhalb von zwei Tagen entscheiden, ob wir das Kind in Cairns gebären, wo wir das Spital und die Leute gekannt haben. Die Hebammen. Sabine: Es ist schon ein Appartement zur Verfügung gestellt. Dario: Ein Schweizer hat gesagt, wir könnten bei ihm liegen im Gasthaus. Und dann einfach sagen wieder: nein, wir gehen ins Ungewisse. Wir kennen niemand in Darwin. Aber es ist wahrscheinlich richtig. Und die Entscheidung konnten wir nur treffen. Zuerst haben wir alle Fakten zusammengesucht. Und versucht mit Darwin, mit dem Spital. Das hat nicht so geklappt. Und schlussendlich sind wir am Morgen früh – als wir uns entschieden haben – vorne aufs Schiff gehockt und haben geschaut, wie die Sonne aufgeht. Und dann sagt Sabine: ich glaube, es ist besser, wenn wir jetzt gehen. Weil für uns ist das eine Riesenentscheidung. Wenn wir geblieben wären – dann hätten wir ein Jahr verloren kannst du nicht sagen. Und in Cairns kannst du auch nicht bleiben, das ist auch Zyklon. Dann hätten wir wieder nach Syndney hinuntersegeln müssen. Dann hättet Ihr ein Jahr verloren? Dann hätten wir noch auf die Nordinseln von Neuseeland ein Projekt machen können. Wir waren schon auf der Südinsel. Aber eben das hätte alles, was wir jetzt organisiert haben für Singapur, Malaysia, für Thailand, für Indien, für die Weltausstellung in China. Das wäre dann. All die Arbeit in den letzten drei, vier Jahren, die wir hatten, um das zu organisieren, hätte das wieder umgekrempelt. Aber das ist eigentlich nicht der Grund gewesen. Für uns ist es immer wichtig, dass die Familie und die Kinder zuerst kommen. Die Familie und die Kinder kommen zuerst. Und wir gehen nur, wenn es stimmt. Und an diesem Morgen waren die Winde so optimal, als wir uns entschieden. Dann haben wir gefunden: das ist jetzt wirklich das Zeichen um zu gehen. Und wir hatten eine Superüberfahrt. Idealen Wind, wenig Wellen. Und wir sind sehr schnell unterwegs gewesen. Wir haben sogar einen Geschwindigkeitsrekord aufgestellt auf unserer Expedition. Sabine: Einmal waren wir ein bisschen schnell. Es war ein bisschen viel Wind. Dario: Da waren wir extrem schnell. Was heisst das? Dario: 130 Seemeilen in 13 Stunden. Aber das war auch dank der Strömung. Das ist dann schon sehr schnell. Wie kommt Ihr jeweils in einem neuen Land an? Hisst Ihr die Flaggen? Werdet Ihr jeweils mit Fahnen und Trompeten empfangen? Wie war das in Bali? Sabine: Das ist dem Dario sein Job. Aber es ist ein ganz schönes Ritual. Weil du weißt: Land ist in Sicht, wir kommen bald an. Und er tut dann. Du musst immer eine gelbe Flagge hissen, dass du noch nicht einkariert bist. Und die Flagge des Landes. Und das ist immer dem Dario sein Job. Dario: Also die gelbe Flagge ist der Buchstabe Q. Das heisst, du hast die Qurantäne noch nicht hinter dir hast. Dann musst du warten. Du darfst nicht an Land gehen, bis normalerweise die Immigration, die Customs und die Quarantäne. Da in Bali haben wir sechs Stempel gebraucht. Und wir haben drei Tage auf dem Schiff gewartet, ohne dass wir an Land gehen konnten. Sabine: Du musst dir vorstellen. Du kommst an und siehst alle Kinder springen. Dario: Und unsere Kinder verzweifeln fast. Die möchten endlich mal an Land gehen. Und die sagen dir: ja, die kommen morgen. Am Nachmittag, am Morgen. Und nach drei Tagen haben wir es aufgegeben. Weil wir gewusst haben, dass es da chli schwierig ist, haben wir gedacht: wir halten uns an die Regeln. Aber nach drei Tagen habe ich gefunden, jetzt gehe ich an Land. Dann bin ich mit einem von den Einheimischen auf die Immigration. Und dort musste ich 30 Dollar an Schmiergeldern bezahlen, dass der mir den Stempel hineingemacht hat. Weil er sagte: zuerst müsste der Zoll aufs Schiff kommen. Und dann bin ich zur Quarantäne gegangen. Der wollte etwa fünf Franken. Dann bin ich zum Hafenkapitän gegangen. Der ist aufs Schiff gekommen. Der wollte auch noch fünf. Und nachher habe ich mit der Navy. Und nachher war noch der Zoll. Am meisten Angst hat man immer vor dem Zoll. Weil du musst – wenn die kommen – musst du alles abgeben. In Australien darfst du keine Esswaren mehr auf dem Schiff haben. Nicht einmal mehr Trinkwasser. Also die sind unheimlich pingelig. Das ist schlimmer. Wenn du mal all die Stempel hast und einklariert bist, dann fühlst du dich schon mal viel besser. Seid Ihr in dem Tempel gewesen? Dario: Ja-ja. Sabine: Ich durfte nicht. Weil Noe ist noch nicht drei Monate alt. Und da bist du quasi noch unrein. Die tun da. Ein Kind, das unter drei Monate alt ist, darf nicht hinauskommen. Das ist immer im Haus. Ich habe von aussen geschaut den Tempel. Dario: Aber ich bin hinein. Habe Salina und Andri auch mitgenommen. Sabine: Sie haben auch die Kinder so angezogen. Das Verrückte ist auch für die Kinder gewesen. Der Schnitt. Salina ist in Darwin mit den Kindern zur Schule gegangen. Und nachher kommt sie da an. Und dann hat es da die Elefanten in dem Tempel. Die da tanzen mit den komischen Masken. Schöne Masken. Und die Leute alle so speziell gekleidet. Aber es ist schon wie auf einen anderen Planeten kommst. Wie reagieren die Kinder auf solche Sachen? Dario: Zuerst hat sie gesagt. Sabine: Es schmecke. Überall liegt Zeug herum. Andri hat gesagt: es stinkt. Das ist dort am Hafen. Und dort hat es viel Abfall. Dario: Aber sonst sage ich. Die Kinder reisen viel besser als wir. Die Kinder sind viel anpassungsfähiger als die Erwachsenen. Das macht schwupp, und dann ist es für sie normal. Sie haben viel weniger starkes Zukunftsdenken. Sie leben eben im Augenblick. Von dort her ist es einfach dann die neue Situation. Das ist dann einfach so. Von dort her. Wenn wir jetzt wieder mit den Velos im Zelt übernachten würden. Wenn in die Bergen die Unterkünfte sehr bedürftig sind. Wenn ich eine Tour machen mit pensionierten SAC-lern. Die würden wahrscheinlich ausrufen, wenn ich in eine solche Herberge gehe. Aber mit Kindern kannst du eigentlich alles machen. Die rufen nicht aus und sagen: ja, da hat es nur kaltes Wasser und keine Dusche. Die leben im Augenblick und nehmen es einfach so, wie es ist. Und ich glaube: unsere Kinder. Für uns ganz wichtig ist, dass wir ihr Umfeld sind, wo sie Vertrauen schöpfen. Also sie wissen: auch wenn es mal stürmt und so, da ist immer Papi und Mami da. Bis jetzt haben die uns immer herausgebracht. Wenn es in den Bergen donnert und blitzt. Sabine und ich geben ihnen einen Schutzschild. Und ich glaube, dieses Vertrauen ist wahrscheinlich ein Urvertrauen, wo ich hoffe, dass es ihnen das später auch wieder weiter hilft. Welche Projekte habt Ihr in Bali vor? Wie viele Schulen besucht Ihr dort? Was macht Ihr mit den Schülern? Welche anderen Projekte habt Ihr noch? Wie kommt Ihr zu den Schulen? Dario: Wir schauen, dass wir nicht mehr als eine Schule machen pro Tag. Wir könnten eigentlich jeden Tag eine Schule machen. Weil Ihr so viele Anfragen habt? Ja. Das ist meistens so. Das geht dann wie ein Buschfeuer. Dass wir da sind. Vor allem wenn wir dann einen Medienartikel haben. Das ist eben Parti da. Mit ihm zusammen. Er ist von einer Umweltorganisation. Er ist Journalist da. Er hat vor, einen Artikel zu machen. Wenn der draussen ist, dann lesen das die Leute. Und dann ist noch viel mehr. Also in Syndney, sind die Journalisten bei uns aufs Schiff gekommen und haben uns für die Morgenshow live interviewt. Wir haben überhaupt nicht verstanden, was die fragen. Salina. Der Andri hat Sabine immer das Mikrophon weggerupft. Bei mir ist ein Heli oben durchgeflogen, so dass ich die Frage nicht verstanden habe. Völlig lustig. Sabine: Es war das schlimmste Interview, das wir je hatten. Dario: Wir hatten nachher 300 Anfragen von Schulen rund um Sydney. Und das hilft uns enorm. Die Schulen können uns ein E-Mail schicken. Dann können wir zurückschreiben, wann es uns geht. Wir machen ein Exel-File. Wenn es noch frei hat, dann sehen sie grad, dort hat es noch frei. Wer zuerst kommt, wird zuerst bedient? Genau, ja. Am Anfang haben wir über die Botschaft versucht zu organisieren. Aber das ist höchst ineffizient. Da bist du zuerst zehn Tage – wie hier in Bali – am Händeschütteln, bis du mal eine Bewilligung hast und in die Schule gehen kannst. Wie viele Schulen sind es in Bali? Dario: Grössenordnung etwa 12 Schulen. In einem Monat. 12 bis 16. Das ist etwa so der Schnitt in einem Land. Wie sieht Euer Alltag hier in Bali aus? Wie teilt Ihr Euch die Arbeit auf, wenn Ihr nicht segelt? Wer übernimmt was? Was machen die Kinder den ganzen Tag über? Sabine: Am Morgen. Wir haben angefangen, die Schule mit Salina. Da versucht man so chil einen Tagesablauf drin zu haben. Da mache ich mit ihr Schule. Meist bin ich das. Weil Dario hat seinen Aufgabenbereich. Und dann versuchen wir, am Nachmittag so rasch als möglich an Land zu gehen. Und meistens sind wir halt dann irgendwie gezwungen, etwas zu organisieren. Sei es eine Schule oder ein Internetkaffee oder Wäsche machen. Wie man das auch machen kann. Oder einkaufen, damit wir auch wieder zu essen haben. Es geht dann so schnell herum. Weil du nicht weißt, wie es normalerweise läuft, brauchst du mehr Zeit, um herauszufinden. Was machst du mit ihr Schule? Sabine: Sie ist ja viereinhalb Jahre. Aber in Australien fangen sie schon mit vier an. Es ist nicht Schule wie in der ersten Klasse. Wir haben einfach gemerkt: sie hat u-Freude, um Schule zu machen. Und dann haben wir gedacht, wir müssten das nutzen. Nicht dann anfangen, wenn sie kein Interesse mehr hat. Liest du mit ihr? Sabine: Nein. Sie kann noch nicht lesen. Aber wir haben so ein System, wo jeden Tag steht, was du mit ihr machen musst. Ich bin nicht fähig, drei Kinder zu beschäftigen und dann noch selber eine Lektion ausdenken. Das kann ich nicht. Ich bin auch kein Lehrer. Und das ist wirklich ein ganz gutes mit Spielen. Es ist jeder Tag sagen sie dir, was in der Lektion sein muss. Dario: Das muss man vielleicht auch sagen. Jetzt ist Jacky mitgekommen. Also das Schulsystem, das haben wir in Amerika bestellt. Und dann bekommst du vom Gummi zum Bastelkit zum Rechnungs- und Lesebuch alles zugeschickt über für ein Jahr. Da ist alles dabei. Und jetzt hat das auch Jacky viel gemacht mit Salina. Das ist natürlich optimal. Weil sie redet natürlich auch sehr gut Englisch. Sabine: Das ist auch gut, wenn das jemand macht. Jacky hat mehr Geduld. Als Mutter und Lehrer, das ist gut, wenn jemand von aussen. Dario: Und vorher war im Pazifik eine Bernerin sechs Monate mit uns dabei. Annemarie Büchler. Sie ist die erste Zoopädagogin im Tierpark Dählhölzli in Bern. Sie ist ursprünglich Biologin. Sie hat u-viel über Tiere gewusst. Die hat dann wie auch ein Bitz Schule gemacht. Hat über Tiere erzählt und über Fische. Ja. Aber ich denke, was noch speziell ist, das ist eigentlich: Es ist wie ein altes Schweizer Berner Bauernhaus, wo verschiedene Generationen unter einem Dach oder in einem Schiffsrumpf drin sind. Vom Bebe bis – Annemarie geht gegen 70. Die begleitet uns jetzt dann auch wieder zwei Monate. Das ist eigentlich schön. Das ist wieder mal ein Plus für unsere Kinder. Dass sie nicht – wie bei einem normalen Zwei- oder Vierpersonen-Haushalt aufwachsen, sondern eher wie in einer grossen Bauernfamilie. Wo es eben verschiedene Generationen hat, wo die Interaktionen zwischen Klein und eher schon fast Grossmutter bei uns. Das tut den Kindern auch gut. Dann sind sie eigentlich immer auch beschäftigt. Was machen die Kinder den Tag über? Also wir haben keinen Fernseher. Das ist das Beste, was einem Kind passieren kann. Weil so müssen sie sich wirklich auch selber beschäftigen. Wir müssen immer wieder schmunzeln, wenn wir sehen, wie sie mit allem spielen. Das hast du gesehen im Restaurant. Dort haben sie Tischsets genommen und damit herumgesändelt. Ihnen ist es eigentlich nie langweilig. Sie finden auf dem Schiff immer wieder Sachen, wo sie uns helfen können. Irgendein Seil aufwerfen oder das Dingi anbinden. In einem Schiff hast du immer etwas zu tun, wie auf einem Bauernhof. Da können sie immer mithelfen, oder sie beschäftigen sich dann selber und spielen selber. Was spielen sie dann? Zum Beispiel letzthin. Als die Familie aus Sydney gekommen ist. Denen ist es ziemlich langweilig gewesen auf unserem Schiff, weil sie sich nicht beschäftigen konnten. Salina und Andri haben eine Seilbahn gebaut. Aus den Rollen, die wir fürs Seil brauchen, die zu den Segeln gehen. Und mit den Rollen haben sie eine Seilbahn gebaut. Und der alte Militärfeldstecherhülle war dann die Seilbahnkabine. Und dort haben sie dann ihre Teddies und Plüschtiere vom Deck in die Kabine hinuntertransportieren und zurück. Und ich denke mir. Wenn du jetzt heutzutags schaust. Grad bei Kollegen. Die haben die Kinder zum Teil im Kinderhort. Und die machen auch ganz tolle Spiele und kreative Sachen. Was sicher gut ist, für uns als Eltern, dass wir 24 Stunden um unsere Kinder herumsein. Und ich glaube, das ist immer noch das Beste fürs Kind, wenn es in dem Alter die Eltern um sich herumhat. Sabine: Sie spielen mit ihren Plüschtieren. Dann kommen sie auf die Idee, selber Hunde zu sein. Wie andere Kinder auch. Sie können sich dann wirklich verweilen. Und dann tun sie miteinander spielen. Und sie reden Englisch. Wenn sie spielen, reden sie englisch zusammen. Aber zunächst versuchen sie, indonesisch zu reden. Oder sie bauen ein Haus. Wir haben viele Spielsachen, die wir bekommen haben. Und wir haben sie jetzt extra nicht weggegeben, weil wir gedacht haben, wir könnten es da wieder auf den Inseln verschenken. Wir haben ganz viele Bücher, die sie anschauen. Dario: Sie schauen sehr viele Büchlein an. Und sie machen gerne Zusammensetzspiele. Das ist in. Und jetzt haben sie auch da zur Schule gehen können. Wo die Mimi. Die Grosskinder von Mimi. Die hat das uns organisiert. Aber das ist einfach chli weit weg. Da gehen beide zur Schule? Sabine: ja, die sind jetzt gewesen einmal. Wie habt Ihr bisher Bali erlebt? Welches waren Eure Höhepunkte hier? Sabine: Ich finde es wunderschön. Die Reisfelder. Alles ist grün. Gut, man muss sagen. Wir sind am Schluss in Darwin gewesen, wo es dürr war und braun. Ich merke schon: wenn es grün ist, dann habe ich viel mehr das Gefühl, es lebe. Es sei lebendig. Das ist da schon. Fast in jedem Land lernt man etwas. Und da ist es sicher das Lachen. Wie sie einfach lachen, auch wenn es himmeltraurig ist. Das ist noch. Ich finde es ein sehr schönes Land. Und wenn du da durch die Gässchen und die Strassen gehst, ist es unglaublich, was du hinter jedem Laden oder was auch immer findest, ist so eine Überraschung jedes Mal. Das ist sehr interessant. Dario: Du spürst da halt auch wieder, dass du in den Tropen bist. Und von dem können wir Schweizer lernen. Wenn du in den Tropen bist, ist alles chli vergänglicher. Alles verrottet viel schneller und wächst aber alles durch das auch wieder schneller im Urwald. Da ist die Mentalität chli: dass man nicht so stark in die Zukunft oder in die Vergangenheit schaut, sondern wirklich im Jetzt lebt. Und das hat sicher eben auch viele Vorteile. Und das merkt man den Leuten auch an, dass sie im Jetzt leben. Und irgendwie die Zufriedenheit auch ausstrahlen. Wenn man vom Umweltschutz oder so die ganze Geschichte anschaut ist klar. Wenn sie irgendein Plastik oder ein Fläschlein getrunken haben, geht das nicht in den Kübel, sondern an den Strassenrand. Aber ich denke mir, das ist einfach eine Frage der Zeit, bis das auch. Das ist bei uns früher auch so gewesen. Und ich habe das Gefühl, in ein paar Jahren ist das für sie auch selbstverständlich, dass das in den Kübel gehört. Da habe ich jetzt überhaupt keine Bedenken, dass sie den Schritt nicht auch machen. Das Einzige, was wahrscheinlich chli anders ist – was wir auf der ganzen Expedition gesehen haben – ist der Gegensatz. Dass in den nördlichen Breiten – wie in der Schweiz – müssen die Leute viel mehr vorausdenken, wie sie über den Winter kommen. Das hat dazu geführt, dass wir Schweizer eben auch gut im Sparen sind. Früher konnte man nicht alle Kartoffeln im Herbst schon essen. Sonst hat man im Februar nichts mehr gehabt. Und das fehlt natürlich da. Weil da wächst die Banane jeden Tag. Man muss nicht so in die Zukunft denken. Und das macht es – wenn man über Nachhaltigkeit reden will – vielleicht chli schwieriger. Wir haben das vor allem in Equador gesehen. Dort ist ein Volk im Amazonas, die gar keine Zukunftsform kennt. Die können sich in der Zukunft gar nicht ausdrücken. Und dann ist es natürlich sehr schwierig, wenn du ihnen erzählen willst, was Nachhaltigkeit sein könnte. Aber ich denke, das ist in den Ländern auch nicht so wichtig, ob sie jetzt das verstehen oder nicht. Die Biographien Wie und wo seid Ihr beide aufgewachsen? Wie seid Ihr zu Euren Berufen gekommen? Dario: Wir sind etwas sieben Mal gezügelt. Weil mein Vater immer wieder für Arbeit schauen musste. Ganz am Anfang, als sich meine Eltern kennengelernt haben, haben beide Skischule gegeben in Flims. Und er hat dann noch mal Segelschule gegeben auf dem Walensee. Und meine Mutter ist mehr die, die geklettert hat. Und meine Mutter arbeitet jetzt in einem Pflegeheim. Sie macht Nachtschichten. Und mein Vater ist Hochbauzeichner und hat ein Architekturbüro. Und er zeichnet. Und durch das, dass vor allem in der Baubranche immer wieder schwankt, hat er jenste anderen Jobs annehmen müssen. Das hat dazu geführt, dass wir immer wieder an einem anderen Ort wohnen mussten. Der Vorteil war, dass ich an sehr vielen Orten Freunde habe. Aber das ist eben vor allem im Graubünden und im Heidiland – im St. Galleroberland. Das ist vielleicht ein Unterschied zu Sabine. Ich bin mir gewöhnt gewesen – was Salina und Andri auch müssen – dass sie Abschied nehmen mussten. Für mich ist die Familie immer etwas sehr Wichtiges gewesen. Ich habe das Glück, dass ich in einer sehr schönen Familie aufwachsen konnte. Wie viele Geschwister hast du? Ich habe zwei Geschwister. Sie sind beide jünger. Und für mich sind die Grosseltern auch sehr zentrale Figuren gewesen. Meine beiden Grossmütter – Nani und Nona – die leben beide noch. Das sind für mich die grossen Vorbilder gewesen. Vor allem die Nona. Die ist aus Fna aus dem Unterengadin. Sie hat eigentlich mit nichts fünf Kinder gross gebracht. Ihre Biographie, das wäre wirklich mal ein spannendes Buch. Sie haben mich sehr stark geprägt. Das ist eigentlich noch spannend. Ich wollte vom Kindergarten her schon immer Bergführer werden. In unserer Region hat der Bergführerberuf ein gewisses Gewicht. Wie der Doktor oder der Pfarrer. Und mir hat das Klettern schon immer gefallen. Zuerst wollte ich noch Schreiner machen oder Forstwart. Weil ich gesehen habe, dass viele Bergführer Schreiner oder Forstwarte sind. Und dann habe ich mal geschnuppert. Und dann habe ich eben gesehen: wenn ich jetzt in die Kanti gehen, habe ich mehr frei, um klettern zu gehen. Und dann habe ich die Matur gemacht. Und danach bin ich ein Jahr zu jung gewesen, um die Bergführerausbildung anzufangen. Und habe dann lange überlegt, was ich studieren soll. Und dann habe ich Medizin angefangen – zwei Jahre lang. Weil ich dachte, ich könnte Arzt und Bergführer verbinden und zur Rega gehen. Und ich habe dann im Häfelipraktikum. Bei der Rega gibst du die Patienten grad wieder weiter, kannst gar keinen Kontakt zum Patient aufbauen. Das hat mir dann im Spital gut gefallen. Aber ich kann nicht gut in einem Haus arbeiten. Ich bin lieber draussen. Und so habe ich dann schon während dem Medizinstudium Geografie-, Glaziologie besucht. Und ein Professor Messerli in Bern hat es ermöglich, dass ich die Bergführerausbildung machen konnte und das Geografiestudium. Und ich war einer der ersten, der eine Internetverbindung vom Engadin nach Bern hatte. Dass ich gewisse Übungen im Engadin machen konnte. Und das war gut. Du bist Geograf? Ja. Und so konnte ich mir das Studium finanzieren. Und dann hat mich die ganze Geschichte mit dem Klima zu interessieren begonnen. Einfach weil ich gesehen habe, wie das Zeug abschmilzt. Und daraus heraus ist dann plötzlich auch mal die Idee entstanden: jetzt bin ich Bergführer und befasse mich da mit dem Klima und dem Alpinismus und den Problemen, die da jetzt auftauchen mit dem Permafrost. Und so habe ich mir gesagt: ja. Was kann ich jetzt das als Bergführer machen? Und dann ist mir die Idee in den Sinn gekommen, man könnte mal alle Klimazonen besuchen. Gute Projekte sammeln und unter die Leute zu bringen. Sabine, du bist Thurgauerin? Sabine: Ja. Mit drei sind wir auf Jakobstal gezügelt. Und ich bin dort gross geworden. Das ist so eigentlich recht im Land. Das Dorf hat 76 Einwohner und jetzt nur noch 75. Also da kennt jeder sich. Und ich habe eine sehr unbeschwerte Kindheit gehabt. Ich habe drei Brüder. Ich bin die Älteste. Und nebenan ist die Freundin von mir gewesen. Sie war fast so wie meine Schwester. So hatte ich eine wunderschöne Kindheit. Und ich habe auch das Glück, eine schöne Familie zu haben. Mit 10 haben meine Eltern ein Haus kaufen können. vis-a-vis. Im gleichen Dorf. Und seither sind wir immer dort. Und das ist halt schon das Daheim. Wolltest du Krankenschwester werden? Sabine: Nein. Mein Traum war – ich weiss nicht warum – ich wollte nach Afrika gehen. Und ich wollte eigentlich Architektur machen. Und dann bin ich go schnuppern. Und dann habe ich gefragt, ob ich nach Afrika arbeiten gehen könnte. Und dann haben sie gesagt: ja, das geht überall. Man kann überall wunderschöne Sachen bauen. Ich habe mir vorgestellt, dass ich dann eher für die reichere Gesellschaft schöne Häuser zeichnen müsste. Und das ist nicht mich. Ich wollte lieber den Leuten helfen. Und ich habe dort noch nicht gemerkt, ja, man kann das auch mit Architektur. Und dann bin ich noch als Krankenschwester schnuppern gegangen. Dann hat es mich gepackt. Und ich dachte: da könnte ich auch nach Afrika gehen und den Leuten helfen. Mit dem Beruf etwas bewirken. Vorher bin ich anderthalb Jahre ins Welschland gegangen und habe dort Französisch gelernt. Und nachher nach England, um Englisch zu lernen. Und habe dann angefangen. Ich hatte schon mal vier Verträge, um nach Afrika zu gehen. Aber es hat immer nicht geklappt. Aber irgendwann werde ich in meinem Leben nach Afrika gehen. Einmal hatten sie Krieg, einmal hatten sie kein Wasser. Einmal habe ich kein Visum bekommen. Und einmal hat die Fluggesellschaft einfach gestreikt. Und dann konnten sie mich nicht abholen. Es hat einfach nicht sein müssen. Hast du als Krankenschwester gearbeitet? Ja. Ich habe gearbeitet. Ich bin sehr gerne go reisen. Ich habe gearbeitet und bin wieder go reisen. Wie würdet Ihr Euch beide beschreiben? Seid Ihr Abenteuertypen? Wie? Sabine: Ehm. Er ist ein Typ. Ich verstehe selber nicht, wie er hundertausend Sachen im Kopf hat. Unheimlich vernetzerisch tätig ist. Und das ist seine grosse Stärke. Irgendwie bringt er alles in einem Weg wieder. x Sachen zustande. Wenn du etwas organisieren musst, dann bringt er das zustande. Und hat so ein Vertrauen, dass es gut kommt und dass er das erreicht und dass das auch gelingt. Er hat ein unglaubliches. Unheimlich positiv. ER hat einfach das Gefühl, das geht. Da gibt es eine Lösung. Er muss. Wenn er eine Entscheidung machen muss. Wir sind eigentlich nicht so gut im Entscheiden. Aber wir müssen sehr viele Entscheidungen machen. Im Alltagsleben musste ich nie Entscheidungen treffen. Ich habe gewusst im Spital: das Schema muss ich anwenden. Und jetzt haben wir tagtäglich Entscheidungen. Besser oder schlechter. Er zeichnet das auf und schreibt alle Sachen auf. Und das sind unheimlich viele Punkte. Mit dem Wetter, mit dem Ankerplatz, mit den Kindern, mit den Impfungen, mit dem Ultraschall organisieren. Und dann die Schulen. Und dann brauchst du dort wieder Kontakte. Ist er der Organisator? Ja. Er macht eigentlich das. Auch die ganze Planung. Wo man durchfahren muss. Ich finde es unheimlich schwierig, das jemandem zu erklären. Nicht einmal ich habe da jeweils den Durchblick. Und er ist einfach. Er macht das. Er schreibt das auf und hat das alles im Kopf. Und tut einen Gedanken bis ins letzte Detail ausdenken. Und ab und zu macht das mich ein Bitzli chli wahnsinnig, weil er wirklich konzentriert auf das Ziel hinzu arbeitet. Charaktereigenschaften von Dario? Er ist sicher. Überlegt. Er ist sehr hilfsbereit. Er ist eigentlich ruhig. Aber er redet viel. Aber ihn bringst du nicht so schnell aus dem Hüsli. Und er setzt sich ein. Hilfsbereit. Versucht, wirklich, das umzusetzen. Er ist sehr positiv denkend. Er ist ein guter Diplomat. Würde ich sagen. Wie würdest Du, Dario, Sabine beschreiben? Dario: Sie ist immer noch die beste Frau. Mit einem grossen Herz. Ich denke, wir ergänzen uns sehr gut. Sie hat viele Eigenschaften, die ich nicht habe. Sie kann mit ihrem grossen Herz so auf die Leute zugehen. Und sie hat ein sehr gutes Sensorium für die Leute, was ihnen fehlt, was sie beschäftigt. Und darum hört sie auch sehr vielen Leuten einfach zu. Und viele Leute kommen zu ihr, um das Herz bei ihr auszuschütten. Und dann ist sie sehr begabt. Sie hat zwei rechte Hände. Sie ist auch praktisch. Nicht nur es ums Nähen von Segeln geht, sondern auch. Was mir fehlt. Sie ist sehr musisch und künstlerisch begabt. Alle musizieren in dieser Familie. Und sie gibt nicht so schnell auf. Sie kommt mir immer so vor, wie die Mutter Theresa. Einfach auch den starken Glauben, den sie hat. Der hilft ihr wahrscheinlich auch, dass sie einfach nicht verzweifelt und nicht aufgibt, sondern immer wieder – auch in der schwierigsten Situation – einen Weg sieht, dass es weiter geht. Seid Ihr Abenteurer? Dario: Nein, ich glaube nicht. Wir versuchen, das Abenteuer zu vermeiden. Wir haben so schon genug. Das Wichtigste am Abenteuer ist, dass man das Abenteuer auch wirklich überlebt. Ich glaube, das ist das, was anders ist. Wenn wir dann wieder mal sesshaft sind in der Schweiz, wenn wir am Wochenende wieder mal einen Adrenalinkick brauchen, wenn du sonst in einem Beruf drin stehst in einem Office, ist das anders. Durch das, dass wir uns eben viel entscheiden müssen und von der Natur her – so, wie wir unterwegs sind, gewisse Sachen ereignen, die man nicht planen kann – so, wie das jetzt mit den Augen, suchen wir, wenn wir relaxen, nicht nochmals einen Adrenalinkick. Wir haben genug Adrenalin. Also von dort her gesehen: wenn du den Abenteurer so definierst als einen, der das Abenteuer sucht, dann sind wir keine. Aber weil wir so unterwegs sind, passiert viel Abenteuer aus der Aussensicht. Vielleicht von aussen gesehen schaut man uns dann vielleicht als Abenteurer an. Sabine: Es passiert einfach so viel. Das glaubst du selbst fast nicht, was alles passiert. Aber von aussen ist das wirklich Abenteuer. Aber wir wollen das eigentlich gar nicht so. Es wäre mal schön, wenn alles geregelt läuft. Aber es kommt. Geht Ihr dem Abenteuer aus dem Weg? Sabine: Nein. Ich glaube, wir sind sehr offen auf das, was kommt. Wir machen schon Planung. Aber wir lassen es auch. Aber es ist schlussendlich nachher nicht mehr in unseren Händen, ob es wirklich so läuft, wie wir es denken. Wenn wir das durchziehen würden, dann könnten wir grad aufhören. Man muss das Abenteuer schon auch ein bisschen mit einbeziehen, sonst verzweifelst du irgendwie auch. Dario: In einem gewissen Sinn sind wir auch wieder Abenteuer. Also wir haben natürlich auch irgendwo. Das ist unsere persönliche Challenge, dass wir versuchen, auf diese Berge hinaufzukommen, ohne einen Motor zu brauchen. Wir haben schon Leute mit uns gehabt, die fast verzweifeln, wenn wir zehn Tage einfach im Meer stehen und keinen Meter vorwärts kommen. Weil wir keinen Wind haben. Aber. Das ist etwas. Der Hauptantrieb ist einfach die Kinder, die Schüler. Die Gesichter zu sehen. Die Augen. Wo wir das Gefühl haben, wir können einen kleinen Teil in die richtige Richtung beitragen. Oder auch morgen bei dem Clean-up. Wenn wir da nur die Hälfte, oder vielleicht nur zehn begeistern, dass die realisieren, was es heisst, der Natur auch wieder mal ein Geschenk zu machen. Etwas zurückzugeben. Das ist eigentlich der Hauptmotor. Aber ein anderer Motor ist sicher auch ein persönlicher Motor. Als Sportler einfach die Herausforderung, diese Berge ohne Motor zu erreichen. Und damit eben auch zu zeigen, dass grosse Unternehmungen auch möglich sind in Harmonie mit der Natur. Aber auch als Familie sogar. Und dass das eben nicht etwas total Verrücktest ist. Sondern dass – wenn man den Rhythmus der Natur nimmt – und wenn man genug Zeit hat. Es ist vor allem der Zeitfaktor – glaube ich – das wichtige Element. Wenn man wirklich Zeit hat, dann kann man es sogar sicher durchführen mit Kleinkindern. Und das ist – glaube ich – der zentrale Punkt, dass in unserer Gesellschaft – vor allem auch in der Schweiz – die Leute